150 Jahre Christuskirche in Hallstatt

1863 – 2013

Streiflichter aus der Geschichte der Pfarrgemeinde

Als Kaiser Josef II. am 13. Oktober 1781 das Toleranzpatent erließ, brachte das auch für die Evangelischen in Hallstatt und Obertraun die langersehnte Freiheit in der Ausübung ihres Glaubens.                                                                                                                                                                                                                                                                                                       

Es meldeten sich in Hallstatt und Obertraun 130 Familien zum evangelischen Glauben, das waren mehr als 500 Personen.

 

Im Jahre 1784 begannen die Hallstätter mit der Errichtung eines Bethauses mit 355 Sitzplätzen. Es wurde aus Bruchsteinen erbaut und an der Seeseite auf Piloten gesetzt. Das einstöckige Gebäude ohne Turm und Glockengeläute hatte die Größe von 12x18 Metern und stand auf der nördlichen Seite der Ausmündung des Mühlbaches in den See. Das Toleranzbethaus wurde am 30.Oktober 1785 von Pastor Kästner aus Goisern und Pastor Wehrenfenning aus Gosau eingeweiht.

 

Da es sich die Evangelischen nicht leisten konnten, einen eigenen Pfarrer anzustellen, blieb Hallstatt/Obertraun eine „Filiale“ der Goiserer Pfarrgemeinde und Pastor Kästner kam einmal im Monat zur Feier des Gottesdienstes.

 

Durch 40 Jahre hindurch hielt der evangelische „Musterlehrer“ Mathias Hinterer, der auch ein guter Organist war, Lesegottesdienste ab.

 

Erst im Jahre 1837 konnte der erste Pfarrer, Konrad Ludwig von Sattler, berufen werden. Die Fürstin Therese Mathilde Amalie von Thurn und Taxis (geb. Herzogin von Mecklenburg-Strelitz) hinterlegte beim Konsistorium in Wien 5000 Gulden und machte durch diese großzügige Stiftung die Anstellung eines Pfarrers und die Selbständigkeit der Pfarrgemeinde Hallstatt/ Obertraun möglich.

 

Mit Pfarrer Sattler folgte auch der Bau eines eigenen Pfarrhauses, das wiederum unter großem Einsatz der Gläubigen errichtet wurde und im Jahre 1840 bezogen werden konnte.

 

Kaiser Franz Josef I. erließ im Jahre 1861 das sogenannte Protestanten-Patent, und die bisher nur geduldeten Evangelischen erhielten endlich die Gleichberechtigung im kirchlichen und politischen Leben. Mit Pfarrer Konrad Ludwig von Sattler als unermüdlichem und begeistertem Gottesmann als Motor begannen die mittlerweile 800 Evangelischen in Hallstatt und Obertraun im Jahr 1859 mit dem Bau ihrer eigenen Kirche. Dafür wurden zwei alte Salzfertigerhäuser angekauft und abgetragen.

 

Auf diesen Grundstücken, nun auf der südlichen Seite des Mühlbaches gelegen, errichteten sie in nur 5 jähriger Bauzeit die Christuskirche. Der Bauplan stammte von Herrn Professor Ludwig Lange aus München.

 

Wie der Stiftungsurkunde vom 15.Oktober 1863 zu entnehmen ist, betrugen die Kosten ohne Glocken für den Bau der Kirche 37.000 Gulden. Sie wurden durch eigene Opfer und zum großen Teil durch Spenden von Wohltätern und vom Gustav-Adolf-Verein getragen. Die Gläubigen leisteten auch selbst viele Arbeitsschichten.

Die Christuskirche hatte nun etwa 550 Sitzplätze. Die vielen Namensschilder, die noch an den Bänken befestigt sind, zeigen, dass man sich in früheren Zeiten seinen Platz sichern musste. Das Gotteshaus erhielt einen von Direktor Bölleritzer entworfenen und in der hiesigen Holzfachschule gefertigten Altar aus Eichenholz. Das farbige Altarbild ist ein Geschenk des akademischen Malers von Binzer. Die bereits im Jahre 1810 von der katholischen Pfarrkirche in Ebensee angekaufte, gebrauchte Schleifladenorgel war schon im Toleranzbethaus im Dienst und wurde wieder aufgestellt. Die schlichte Kanzel soll aus der alten Wiener Hofburgkapelle nach Hallstatt gekommen sein.

Mit einer kleinen Verspätung trafen die vier Glocken im Sommer 1864 aus der Glockengießerei in Salzburg ein. Den letzten Teil der Strecke wurden sie mit einer großen Plätte von Steeg nach Hallstatt gebracht. Nun konnte das alte Toleranzbethaus abgetragen und der Grund an Karl Seeauer verkauft werden, der hier einen Park und eine Schiffsanlegestelle errichtete.

Pfarrer Konrad Ludwig von Sattler diente 50 Jahre als Pfarrer in Hallstatt und Obertraun und wurde 1887 von seinem Sohn Pfarrer Friedrich von Sattler abgelöst. Dieser widmete sich fast 40 Jahre lang der Tätigkeit als Hirte und Seelsorger und wirkte in der Christuskirche in Hallstatt und ab 1906 auch im Bethaus in Obertraun, als das alte evangelische Schulhaus entsprechend umgebaut worden war.

 

Die beiden Pfarrer Sattler, die die Pfarrgemeinde so lange Zeit geprägt und betreut haben, sind im Sattlerschen Familiengrab neben dem Beinhaus in Hallstatt beigesetzt.

Im Kriegsjahr 1916 wurden die zwei größten Glocken abgelassen und eingeschmolzen, die restlichen zwei Glocken folgten schon 1917, sogar 35 Orgelpfeifen mussten abgegeben und durch Zinkpfeifen ersetzt werden.

 

1929 wurde unter Pfarrer Fehler der Kirchturm mit Lärchenschindeln neu eingedeckt und ein neues Kirchturmkreuz gesteckt. Die neuen Glocken aus dem Jahre 1934 läuteten nur bis 1943, wo sie erneut für Kriegszwecke eingezogen wurden. Während der Amtszeit von Pfarrer Mittermayr musste in den Jahren 1957 bis 1961 das gesamte Kirchendach erneuert werden. 1961 wurde das Turmkreuz ausgebessert und 1962 musste auch innen restauriert werden.

 

1976 und 1977 ersetzten endlich die Glocken Glaube- Hoffnung- Liebe das Tonbandgeläute, das seit 1954 vom Turm  der Christuskirche zu hören war.

 

In den letzten Jahrzehnten mussten das Kirchendach und der unterste Teil des Kirchturmes gedeckt und die Turmuhren restauriert werden. Des Weiteren wurden alle Elektroinstallationen erneuert und der Innenraum gänzlich neu ausgemalt. Es sind laufend kleine und größere Bautätigkeiten und Restaurierungsarbeiten nötig. Sicher haben viele noch die großen Schäden an den Glasfenstern nach einem Sturm 1988 oder die Wasserschäden nach der Mühlbachmure im Juni 2013 in Erinnerung.

 

Es steht (nach 84 Jahren!) die Deckung des Kirchturmes der Christuskirche als dringendes Bauvorhaben vor der Tür.

 

Die Christuskirche in Hallstatt feiert nun 150 Jahre Bestand und lädt inmitten des Trubels eines von Touristen belebten Ortskernes zur Stille vor Gott und zum Gebet ein. Viele Gäste nützen diese Möglichkeit  zur Besinnung in der Kirche und im Kirchengarten am See.

 

Oberhalb des Hauptportals haben unsere Vorfahren diesen Bibelvers eingravieren lassen:

 

„Wie lieblich sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn.“    

Psalm 84,Vers 2 und 3

Quelle: „Den Glauben leben“ von E.G.Goetze

Bilder: Museum Hallstatt und Ev. Pfarrgemeinde Hallstatt/Obertraun

Text : B.Kieneswenger